Rudolf Steiner (1/2)
Der Steiner war vielleicht einer,
liebte lebende Wesen wie keiner.
Er dachte auch an die Hunde
sowie der Hunde größte Wunde.
Das nämlich, was Hunde tun,
Notdurft verrichten, dann ruh‘n,
ließe sich bestimmt ändern,
wär‘n sie in Federgewändern.
(Andreas Dietz)
#Lyrik #Gedichte #Poesie #Anthroposophie @AnthroBlogger @skeptix_ev
Rudolf Steiner (2/2)
Wenn der Hund ein Vögelein wär
und dennoch röche, so würde er
durch den blauen Himmel gleiten
und von dort Freude bereiten.
Aber Steiner war inkonsequent,
er hat eine Pointe verpennt.
Fliegende Hunde dachte er sich,
doch Flughunde kannte er nich‘.
(Andreas Dietz)
#Lyrik #Gedichte #Poesie #Anthroposophie @AnthroBlogger @skeptix_ev
Der Sohn
Kleiner Mann,
schläfst du dann?
Frage ich
abendlich.
Ja, sagt er.
Dann fragt er,
wie das sei
mit dem Ei,
der Henne?
Wer kenne,
was vorher,
was nachher?
Woraufhin
mit Darwin
ich versuch‘
gemäß Buch
die Antwort
noch vor Ort
zu dichten.
Mitnichten
gelingt das.
Er denkt was
und schläft ein.
So ist’s fein.
Was ist das Leben?
Ein schlecht gebundenes Buch,
lauter lose Seiten,
durch die ein Wind fährt
von Ungefähr.
Sokrates (1/2)
Der große kluge Bertolt Brecht
widmete dem Philosophe‘
in feinen Reimen, gar nicht schlecht,
eine kleine Ehe-Strophe:
Xanthippe fragte Sokrates,
ob er schon wieder blau.
Er war sich gar nicht sicher des,
doch schalt‘ ihn seine Frau.
Der Weise mit der Knubbelnase
fand zu Markte seine Welt.
Er sprengte jede Echoblase,
weil er Leute überfällt.
Es war vielmehr ein Bedrängen
zum steten Hinterfragen.
Er tat alle zwanglos zwängen,
Gewissheit abzutragen.
(Andreas Dietz)
#Lyrik
Sokrates (2/2)
Freizulegen, tief und breit
das Wesen der Begriffe,
etwa die Gerechtigkeit,
er kannte dafür Kniffe.
Er wusste, nichts zu wissen,
war stets nur auf der Suche
und folgte dem Gewissen,
trug keine teuren Tuche.
Auf dem Markte denkt er scharf:
„Wie zahlreich sind die Dinge,
derer niemals ich bedarf?“
Ob er sie Xanthippe bringe?
Vor Sokrates war wenig
und nach ihm reichlich viel.
Dazwischen währt es ewig,
sein Frage-Antwort-Spiel.
(Andreas Dietz)
#Lyrik #Gedichte #Philosophie
Das Bertolt Brecht Alfabet
Buchstabe X wie Xanthippe
Xanthippe sprach zu Sokrates:
„Du bist schon wieder blau?“
Er sprach: „Bist du auch sicher des?“
Er gilt noch heut als Philosoph
Und sie als böse Frau.
Die Spinne
Eine Spinne
an der Rinne
übt Betrachtung
zwecks Schlachtung.
Sie will Fliegen
lebend kriegen.
Ein sehr dummer
Stubenbrummer,
denkt die Spinne,
döst dort hinne.
Doch muss vorher
erst ein Netz her.
Kunstfertigkeit
und Fleißarbeit
lassen Spinnen
oft gewinnen.
Doch die Fliege
macht die Biege.
Was hängen bleibt
und Mühsal zeigt,
sind die Fäden
ohne Schäden.
Das ist Verdruss,
kein Fleischgenuss.
(Andreas Dietz)
Das Bertolt Brecht Alfabet
Buchstabe W wie wie
Wie bös man’s mit dir meint
Darfst eines nicht vergessen:
Wenn der Rettich nicht weint
Wird er auch nicht gefressen.
Sieh mich an:
Ich sitze mit dem Rücken zur Wand
Und denke an dich wer weiß wie lange
Es geht vorüber das Erinnern wenn ich will
Mich erinnern und dann wieder vergessen
Dass du nicht mehr bei mir bist ist meine Schuld
Ich weiß das mein Kopf weiß es und mein Herz weiß es
Und weiß es nicht so ist das Herz:
Es muss an die Liebe glauben
Für V.
Das Bertolt Brecht Alfabet
Buchstabe V wie Veilchen
Veilchen stellt ein braves Kind
In ein Glas, wenn es sie find’t.
Findet sie jedoch die Kuh
Frißt sie sie und schmatzt dazu.
Vergesset nicht
Freunde
wir reisen gemeinsam
besteigen Berge
pflücken Himbeeren
lassen uns tragen
von den vier Winden
Vergesset nicht
es ist unsre
gemeinsame Welt
die ungeteilte
ach die geteilte
die uns aufblühen läßt
die uns vernichtet
diese zerrissene
ungeteilte Erde
auf der wir
gemeinsam reisen
Rose Ausländer (1901-1988)
Guten #freitag, Fediversum ... #schönheit ist überall
Über Schilf (1/3)
Bald wächst reich
im Gartenteich,
dieser Pfütze
Entengrütze.
Schilf leider nicht;
das wär’ zu schlicht.
Die Chiffre SchiLF:
Auf dass sie hilf,
ein schwieriges,
und schlieriges
Unterfangen
zu bezwangen!
Die schulinterne,
sonnenferne
Weiterbildung
(Zeitvertilgung?)
ist Mannschaftsspiel,
kein Pappenstiel.
Über Schilf (2/3)
Denn in Gruppen
soll‘n wir’s wuppen.
Ob dabei Ideen
in Einklang steh‘n?
Ob zwei denken
und drei lenken?
Uns‘re Sache
ist die Mache
neuer Pläne.
Da fall‘n Späne,
all die bunten
tief nach unten.
Wir verdichten
und wir lichten.
Manch’ Begriffe
sind wie Schiffe,
zu versenken
wir uns denken.
Über Schilf (3/3)
Das Gehirnschmalz
sucht Bedarfshalts:
Däumchen drehen,
Bäumchen sehen,
Verse schweißen,
geistig reisen.
Die Zeit zerzieh‘n
hilft Koffein.
Und zum Lücken
Überbrücken
zerknüllen wir
Konzeptpapier.
Am Ende soll
fürs Protokoll
schöner Reigen
den Plan zeigen.
Das wird geschafft
mit letzter Kraft.
Das Bertolt Brecht Alfabet
Buchstabe U wie Uhren
Uhren wirft man nicht in die See.
Es tut ihnen zwar nicht weh
Sie können nur nicht schwimmen
Und werden danach nicht mehr stimmen
𝗘𝗶𝗻 𝗟𝗶𝘃𝗲-𝗠𝗶𝘅𝘁𝗮𝗽𝗲 𝗮𝘂𝘀 𝗟𝘆𝗿𝗶𝗸 𝘂𝗻𝗱 𝗠𝘂𝘀𝗶𝗸
Carmen Achter, Gerald Fiebig (beide: Gedichte) und Alexander Moeckl (Gitarre) treten in der »Galerie Extrawurst« in Augsburg auf:
https://auxlitera.de/2025/03/30/ein-live-mixtaoe-aus-lyrik-und-musik/
https://www.europesays.com/de/2967/ Diese Bücher muss man 2025 lesen – 32 Tipps von Denis Scheck #artour #best #Bücher #buchmesse #Buchtipps #Bühne #denis #Deutschland #druckfrisch #Entertainment #ErlebnisMusik #Feature #Film #Germany #Hörspiele #Kino #KinoRoyal #Kinoroyal #Klassik #Kultur #Kulturfernsehen #Lebensläufe #leipziger #Lesezeit #Lesung #Literatur #lyrik #magazin #MDR #MDRFIGARO #MDRKultur #of #Oper #Radio #Romane #sachbücher #scheck #sendung #Theater #Unterhaltung
